Malerei 1984 - 1990

DAS BILD ALS ENERGIETRÄGER

Um Energie auf den Bildträger zu bringen, muß sie während des Malprozesses frei aus dem Maler fließen können. Moritz Dornauf erreicht diesen Zustand des freien Fließens der Energie aufgrund seiner jahrelangen Praxis als Taichi-Lehrer. Denn ein Ziel der chinesischen Kampfkunst Taichi ist der Abbau von Energieblockaden.

Vermittelt wird die Energie bei Moritz Dornauf über die Malgeräte: Pinsel und Bürste. Dadurch entstehen unterschiedliche Arten des Farbauftrages: aufgrund der Bewegung der Pinsel- oder Bürstenhaare scheint bei verdünnt trockenem Farbauftrag der Untergrund verschieden stark durch und bei dick cremigem Farbauftrag entstehen Konturen, die Schatten werfen. In beiden Fällen wird das Licht unregelmäßig vom Bildträger zurückgeworfen, wodurch die Farbe lebendig wirkt. Denn indem die Farbe sich von deckend zu lasierend bzw. ungleichmäßig aufgetragen oder von belichtet zu verschattet wandelt, erhält sie eine Lebendigkeit, die ein Ergebnis der Malbewegung ist. Die Bewegungsenergie des Malens wandelt sich in Farbenergie.

Energie wird in den Arbeiten auch durch das Zeigen von Kontrasten hergestellt. Zwischen den Polen des Kontrastpaares entsteht Spannung, die sich beim Hinschauen entlädt, wenn das Auge des Betrachters die beiden Pole verbindet. In jeder Werkphase werden Kontraste auf unterschiedliche Weise geschaffen.

Das Bild als Energieträger. Sogesehen können diese Arbeiten (ähnlich wie die Taichi-Form des Übenden) dem Betrachter beim Erkennen und Überwinden seiner Energieblockaden helfen.

Gabriele Novotny, Ausstellungsheft Galerie Thieme-Lotz
Moritz Dornauf - Ringstr. 107 - 64297 Darmstadt - Tel. 06151/54379 - Mobil 0162/4973106